AELF und Netzwerk "Fokus Tierwohl" informieren über Klauengesundheit bei Kühen
In fünf Schritten zum Erfolg

Wenn die Kuh nickt, heißt das nicht zwingend, dass sie uns grüßt oder bei etwas zustimmt. Nickt sie beim Laufen, kann es sogar darauf hindeuten, dass sie Probleme mit ihren Klauen hat. Wie Landwirte die Klauengesundheit ihrer Tiere in den Griff bekommen, erklärte Dr. Andrea Fiedler, eine Tierärztin, die sich auf dieses Feld spezialisiert hat, im Gasthof Krieger in Mariaort im März 2023.

Zu dem Vortrag eingeladen hatte Herbert Wendl, Berater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf, gemeinsam mit Katharina Burgmayr vom Netzwerk "Fokus Tierwohl".

Neben dem Vortrag der Tierärztin informierte Berater Herbert Wendl über Aktuelles vom Amt. Katharina Burgmayr stellte das Netzwerk Fokus Tierwohl vor und Josef Auburger vom Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung (LKV) die Grundfutterergebnisse 2022.

Früh erkannt, früh gebannt

Früherkennung ist das Zauberwort, das machte Tierärztin Fiedler klar. Doch hierin liegt schon die Schwierigkeit, denn: "Kühe sind lange in der Lage, ihre Schmerzen zu verbergen."Ein erstes Indiz sind der Rücken und wie die Kuh geht. Ist der Rücken sowohl beim Stehen als auch beim Gehen gerade, ist alles bestens. Ist er hingegen beim Stehen noch gerade, krümmt sich aber beim Gehen, sind das schon erste Anzeichen für leichte Beschwerden der Kuh. Akutes Handeln hingegen ist gefragt, wenn die Kuh sowohl im Stehen als auch im Gehen den Rücken krümmt und dabei auch noch nickt.
Klauengesundheit

"Dass hier mehr als 30 Landwirte zusammengekommen sind und nicht nur zugehört, sondern auch mit viel Interesse nachgefragt haben, zeigt mir, wie wichtig unsere Veranstaltungen im Bereich Tierwohl sind."
Georg Mayer, Leiter des AELF Regensburg-Schwandorf

Woran liegt’s?

Nun stellt sich die Frage: Warum geht die Kuh denn lahm? Das kann an einer Klauenkrankheit liegen oder einer Entzündung der Nerven. Es können aber auch äußere Faktoren eine Rolle spielen wie das Stallklima, die Hygiene oder eine falsche Ernährung, wie Fiedler erklärte. Ein Leiden, das zwar nicht fatal, aber doch sehr beschwerlich sein kann, ist die Mortellarosche Krankheit. Sie kann durch den Einkauf von Jungvieh eingeschleppt werden, aber auch durch Hygienemangel oder übermäßiges Stehen hervorgerufen werden.

Mortellarosche Krankheit
Sie kann durch den Einkauf von Jungvieh eingeschleppt werden, aber auch durch Hygienemangel oder übermäßiges Stehen hervorgerufen werden. Ähnlich Herpesviren beim Menschen, die zeitlebens im Körper verbleiben, kann auch die Kuh die Krankheitserreger nicht loswerden. Verändern sich Stallklima, Hygiene oder Ernährung, können die Erreger aus ihrem Schlaf erwachen und es bilden sich Hautläsionen an der Klaue.

Fünf Schritte zur Klauengesundheit

1. Externe Biosicherheit
Betreten Tierärzte, Klauenpfleger oder andere Externe den Stall, sollen sie das nur mit hofeigener Kleidung und hofeigenen Stiefeln tun, damit sie keine Krankheiten mitbringen.
2. Interne Biosicherheit
Für interne Biosicherheit sorgen eine gute Hygiene im Stall und die richtige Ernährung.
3. Früherkennung, Dokumentation und Einzeltierbehandlung
Tierhalter sollen auch besonderen Wert auf die Früherkennung legen und die Ergebnisse auch in einer Dokumentation festhalten. So lassen sich die Ursachen für den Ausbruch ermitteln. Außerdem kann so bei den Kühen eine erbliche Veranlagung zu bestimmten Krankheiten festgestellt werden. Wird bei einem Tier festgestellt, dass es lahmt, soll es sogleich auch behandelt werden.
4. Erregerreduzierung und Pflege
Kommt es zu einem größeren Ausbruch, empfiehlt Tierärztin Fiedler, die Erreger zu reduzieren, indem bei allen Kühen ein Herdenschnitt durch den Klauenpfleger vorgenommen wird. Überhaupt ist es wichtig, die Klauenpflege regelmäßig durchzuführen. Bei betroffenen Kühen braucht es zusätzlich eine weitere Nachbehandlung und Kontrolle.
5. Ziele festlegen und Erfolge überprüfen
Schließlich soll sich der Landwirt bestimmte Ziele bei der Klauengesundheit setzen und die Erfolge überprüfen. Wenn es den Kühen gut geht, produzieren sie auch deutlich mehr Milch. Fiedler rechnet mit einem Verlust von etwa 450 Euro pro Lahmheit pro Kuh.

Das Netzwerk "Fokus Tierwohl"
Wie sieht eine zukunftsfähige Nutztierhaltung aus? Wie können Betriebe im Bereich Tierwohl unterstützt werden? Wie kann das aktuelle und gesammelte Wissen der Forschung den Landwirten zugänglich gemacht werden? Um Tierhalter in Deutschland nachhaltig zu stärken und sie dabei zu unterstützen, Tier- und Umweltschutz, Qualität bei der Produktion sowie Marktorientierung zu priorisieren, wurde das bundesweite Netzwerk Fokus Tierwohl gegründet. Das Verbundprojekt hat das Ziel, den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, um schweine-, geflügel- und rinderhaltende Betriebe in Deutschland hinsichtlich einer tierwohlorientierten und nachhaltigen Nutztierhaltung zu unterstützen. Mit einem umfangreichen Informationsangebot für die Praxis sollen rinder-, schweine- und geflügelhaltende Betriebe in Deutschland unterstützt werden.