Bodenschonende Holzrückung
Mit Pferdestärken im Wald
Im Wald bei Brunn war kürzlich ein selten gewordener Anblick zu bestaunen: Zwei Pferdegespanne zogen dort mit purer Muskelkraft die zuvor gefällten schweren Fichten- und Kiefernstämme aus dem Wald. Angeleitet wurden sie von Korbinian Arzberger, studierter Agraringenieur und Lohnunternehmer für Waldarbeiten mit Rückepferdeinsatz. Gefördert wurde dieses bodenschonende Verfahren vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf.
Vor allem Fichten und Kiefern stehen in dem Waldstück in der Brunner Au. Diese sind zum einen hiebsreif und können wertvolles Holz liefern. Zum anderen aber sind sie den Herausforderungen des Klimawandels nicht gut gewachsen. Deshalb fiel der Entschluss, dort einen Hieb durchzuführen. Dies ist aber nicht unproblematisch, da die Brunner Au ein ziemlich nasses Gebiet ist. Teile sind mit modernen Forstmaschinen schwer zu befahren. Deshalb kommen neben Harvester und Forwarder (Holzrückemaschine) auch die Rückepferde zum Einsatz.
Der regionale Fernsehsender berichtete über die Pferderückung in der Brunner Au.
Pferde kommen bei nassen Böden zum Einsatz
Wasserloch
Stratos und Libelle, so heißen die beiden Noriker Rückepferde, sind gut ausgebildet und arbeiten mit ihrem Besitzer Arzberger regelmäßig auf Waldflächen mit nassen, befahrungsempfindlichen Bodenverhältnissen. Schwere Maschinen verdichten nasse Böden im Untergrund stark. Dadurch sterben die Bodenlebewesen ab und Fäulnis entsteht, was eine Durchwurzelung für sehr lange Zeit kaum mehr möglich macht. Pferde dagegen können das Holz bodenschonend aus solchen nassen Wäldern bringen. Eine gute Abstimmung zwischen Pferd und Mensch ist dabei entscheidend. Arzberger bildet seine Pferde selbst aus.
„Die Ausbildung eines Rückepferdes dauert fünf Jahre und nicht jedes Pferd ist auch charakterlich für diese Arbeit geeignet“, berichtet Arzberger.
Korbinian Arzberger
Pferd und Maschinen ergänzen sich
Neben den Rückepferden ist zusätzlich auch eine leistungsfähige Holzrückemaschine im Einsatz. Merkwürdig auf den ersten Blick, bei genauerem Hinsehen wird aber schnell klar: Sie arbeiten zusammen. Der Boden der Hiebsfläche ist nicht homogen. Es gibt trockene und nasse Teilbereiche. Aus dem nassen Bereich holen die Rückepferde die Stämme heraus und bringen sie immer nur bis zur nächsten befahrbaren Rückegasse. Die Rückemaschine transportiert anschließend das zwischengelagerte Holz über die Rückegasse auf den eigentlichen Lagerplatz. So werden mit Hilfe der Pferde die sensiblen Böden vor Schäden bewahrt.
Forstmaschinen senken das Unfallrisiko deutlich, kommen aber nicht überall hin
Harvester im Einsatz
Auch die Fällung der Bäume ist bei dieser besonderen Holzerntemaßnahme zweigeteilt. Zunächst war ein Harvester entlang der befahrbaren Rückegassen im Einsatz. Er kann nicht nur schnell und kostengünstig Bäume fällen, entasten und in die gewünschten Stammlängen sägen. Nein, oft wird vergessen, dass bei Harvestereinsätzen deutlich weniger Unfälle bei der Holzernte passieren. In der Fahrerkabine ist der Maschinenführer sicher während der Holzfällung. „Händische Waldarbeit dagegen ist nach wie vor eine gefahrenträchtige Arbeit“, erklärt Revierförsterin Lisa Büsing vom AELF. Auf den nassen, nicht befahrbaren Teilbereichen der Hiebsfläche lässt sich der Einsatz von Waldarbeitern mit Motorsägen dennoch nicht umgehen. Sie fällten die Bäume und bereiteten die Stämme für die Rückepferde vor.
Gute Planung nötig
Dazu beraten hatte Försterin Lisa Büsing. Silva Wild, Försterin bei der Waldbesitzervereinigung (WBV) Pielenhofen w. V., organisierte und koordinierte die beteiligten Lohnunternehmer. Auch der Holzverkauf wird über die WBV abgewickelt werden. „Für unsere Waldbesitzer können wir aktuell sehr hohe Holzpreise erzielen, weil die Sägewerke dringend Holz brauchen“, freut sich Silva Wild, Försterin bei der WBV Pielenhofen w.V.. Durch die Fördermöglichkeit „bodenschonende Holzbringung“ wurden die erhöhten Kosten durch die Pferderückung deutlich reduziert.
„Wer streut, rutscht nicht“
Nach der Entnahme einiger alter Bäume dringt nun mehr Licht und Wärme auf den Waldboden. Beides wird dringend von den jungen, nachwachsenden Bäumen im Unterstand benötigt. Die zuständige Revierleiterin Lisa Büsing vom AELF Regensburg-Schwandorf rät neben den natürlich keimenden jungen Bäumen wie Fichte und Kiefer zusätzlich zur Pflanzung. Um die nachhaltige Nutzung und den Schutz der Wälder in Bayern langfristig zu sichern, werden dabei Baumarten ausgewählt, die an die zukünftigen klimatischen Bedingungen besser angepasst sind, wie z.B. Weißtannen und Buchen. Das sind Baumarten, die nicht bereits als Altbäume vorhanden sind, aber natürlicherweise auf solchen Standorten wachsen. „Um auf die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, gut vorbereitet zu sein, ist es sinnvoll, den Waldumbau voranzutreiben. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber Extremwetterereignissen, Schädlingen und Krankheiten zu erhöhen“, so Büsing. Ohne solcher sogenannten Samenbäume vor Ort, bleibt nur die Pflanzung oder Saat. Finanzielle Unterstützung bei Waldumbau- oder Waldpflegemaßnahmen können private Waldbesitzer beim zuständigen Amt Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beantragen.
Förderung für bodenschonende Bringung (WALD FÖPR) – Waldbesitzer-Portal