Erfinderin der Draußenklasse
Vollblutlehrerin feiert Abschied am WEZ
Was verbindet das Theater, die Stadtbücherei, einen Biobauernhof und das Walderlebniszentrum? Für Gabi Meyer-Schübl sind alles wichtige Lernorte. Die Lehrerin an der Regensburger Pestalozzischule hat daher im Schuljahr 2019/2020 die „Draußenklasse“ ins Leben gerufen und damit etwas geschaffen, was es so zuvor in Bayern noch nicht gegeben hat.
Die Schüler verlassen zweimal wöchentlich mit ihren Lehrern das Schulgebäude und erkunden Stadt und Umland. Heuer ist Gabi Meyer-Schübl in den wohl verdienten Ruhestand gegangen. Zum Abschied traf sie sich am Walderlebniszentrum noch einmal mit „ihren“ Draußenklassen.
Wer, wenn nicht wir?
Schule – das heißt für die Vollblutlehrerin Meyer-Schübl: Segnen, Chancen, Hoffnung, Umarmen, Lieben/Lachen/Loben und Ehrlich sein. Das versuchte sie ihren Schülern zu vermitteln. Deren Muttersprache ist selten Deutsch, sie kommen kaum in die Natur und die Berührungspunkte mit Museen oder anderen Kultureinrichtungen sind gering. Als dann Corona kam, fasste sie für sich den Entschluss: „Ich möchte mit meinen Schülern nur noch schöne Dinge machen.“ Sie will ihnen so Zugang zum echten Leben gewähren. „Wenn wir als Mittelschullehrer ihnen das nicht zeigen, wer dann?“, sagt sie. Führen durch Vorbild lautet die Devise. Eine Rallye hilft ihnen, sich in der Stadt zu orientieren, Besuche auf einem Biobauernhof und am Walderlebniszentrum bringen viele der Stadtkinder erstmals intensiv mit der Natur in Kontakt.
Feuer in den Schülern entfacht
Schöne Dinge erlebten die Lehrerin und ihre Schüler regelmäßig im Walderlebniszentrum. Sie lernten dort Tanne, Fichte, Eiche und Co kennen. Außerdem bastelten sie mit Blatt, Stock und Stein oder lernten mit den Instrumenten des Waldes zu musizieren. Zur Abschiedsfeier kamen sie nun wieder dorthin zurück. Auch Meyer-Schübl musste noch einmal ran: Forstwirtschaftsmeister Albert Köglmeier zeigte ihr unter den neugierigen Augen der Schüler, wie sie mithilfe von Feuerstahl und Watte ein Lagerfeuer anzünden kann. „Dieses Feuer steht für die Flamme, die du in vielen jungen Menschen entfacht hast“, sagt Försterin Michaela Amann, Leiterin des Walderlebniszentrums.
60 Jahre hielt sie Pestalozzi die Treue
„Pestalozzischule 1965 bis 2024“ steht auf den Bleistiften, die Gabi Meyer-Schübl zum Abschied verteilte. Nun geht man im Normalfall nicht nach sechzig Arbeitsjahren, sondern nach etwas mehr als sechzig Lebensjahren in die Rente. Das ist auch bei Meyer-Schübl so. Doch sie kann trotzdem auf rund 60 Jahre Pestalozzischule zurückblicken. Denn sie ist im Stadtosten aufgewachsen und dort schon zur Schule gegangen. 1984 verschlug es sie nach Studium und Referendariat dann wieder zurück an ihre alte Schule, an der sie dann noch 40 Jahre wirken sollte.
Erstmal zieht es sie in die Ferne
Nun braucht Gabi Meyer-Schübl erst etwas Zeit für sich. Sie will in ihr Sehnsuchtsland Griechenland reisen und dort die Sprache lernen. Doch so richtig trennen kann sie sich nicht, denn wenn sie den wachen Blick ihrer „Draußenschüler“ sieht, geht ihr einfach das Herz auf. Sie sagt: „Schule ist schön“.