Wiederaufforstung
Pflanzungen auf den Sturmflächen um Regenstauf
Das schwere Sturmtief „Johanna“ hat bei den Regenstaufer Bürgern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und nicht nur bei ihnen.
Im Wald hinterließ der Sturm am Samstag, den 27. Juli des vergangenen Jahres eine Spur der Verwüstung. Mittlerweile sind die umgerissenen Bäume weitestgehend abtransportiert und vermarktet. Nun geht es für die Waldbesitzer daran, wieder neue Bäume anzupflanzen, damit wieder wirtschaftlich nutzbarer Wald entstehen kann.
Auch der Markt Regenstauf war auf zwei kleineren Flächen von dem Sturm betroffen. Beraten von der Forstverwaltung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf wählte er Baumarten aus, die mit der zu erwartenden Klimaerwärmung besser zurechtkommen. Hier ist die Wahl auf die Esskastanie gefallen.
„Als Folge des Gewittersturmes am 27. Juli 2024 sind in den Wäldern östlich von Regenstauf nicht nur 30.000 Festmeter Schadholz geworfen worden, sondern auch Kahlflächen und Lücken von rund 40 ha entstanden“, zog Forstdirektor Dr. Michael Roßkopf Bilanz. Besonders stark betroffen von dem nur wenige Minuten andauernden Unwetters seien die Taleinschnitte entlang des Ellenbachs und Steinbachs, sowie deren Nebentälern gewesen. Neben größeren und zum Teil mehrere Hektar umfassende Kahlflächen haben sich auch viele kleinere baumfreie Waldbereiche gebildet. „Der Markt Regenstauf, der auch mit zwei kleineren Waldflächen betroffen ist, möchte als Waldbesitzer hier mit gutem Beispiel vorangehen und vor allem auf das Beratungsangebot durch die Forstverwaltung aufmerksam machen“, erklärt Bürgermeister Josef Schindler.
Wiederaufforsten, bevor die Brombeere „dicht macht“
Es geht jetzt darum, die Flächen rasch wieder zu verjüngen, bevor Brombeere und anderer Schlagflächenpflanzen „dicht machen“ und das Wiederaufforsten erschweren. Je nach Boden und Lage können sich unterschiedliche Baumarten eignen. Am Hang des Regenstaufer Schlossberges entschieden sich Markt und Forstverwaltung für die Esskastanie. Viele kennen sie als „Maroni“ ,die im ganzen Mittelmeerraum verbreitet sind und mit dem Weinanbau bereits in der Römerzeit bis nach Deutschland gelangten. „Solche Beimischungen alternativer Baumarten werden an Bedeutung gewinnen“, ist Dr. Roßkopf überzeugt.
Klimastabile Mischwälder sind die Zukunftsvorsorge für den Wald
Für den Wald heißt das: Es braucht künftig Wälder, die mit dem Klimawandel zurechtkommen. „Von vielen bei uns heimischen Baumarten wissen wir, dass sie südlich der Alpen in Regionen wachsen, in denen bereits heute unser zu erwartendes Klima herrscht“, so Dr. Roßkopf. Buche, Eichen, Kiefer und Edellaubbäume seien dafür Beispiele. Um das Risiko zu verteilen, sind klimastabile Mischwälder das Mittel der Wahl. Wenn genügend Altbäume geeigneter Baumarten vorhanden sind, braucht es nur mehr etwas Licht und angepasste Rehwildbestände, damit sich die Bäume erfolgreich natürlich verjüngen können. Buche, Eiche, Linde und andere Laubhölzer sind dann die geeigneten Baumarten.
Bei den Nadelbäumen kommen die tiefwurzelnde Tanne und auch die Kiefer in Frage. Auch bewährte Gastbaumarten wie die Douglasie oder die Schwarzkiefer werden immer öfter gepflanzt. Inzwischen wird auch mit Bauarten experimentiert, die deutlich südlicher wachsen und dort mit Sommertrockenheit gut zu Recht kommen: Baumhasel, Tannen aus Griechenland und der Türkei oder die Libanon und die Atlaszeder gehören dazu.
Da unsere Wälder neben der Holzproduktion auch der Lebensraum für viele heimische Tiere und Pflanzen sind, sind ein Teil davon immer heimische Laubbaumarten oder Tanne. Selbstverständlich fließen auch die Wünsche des Waldbesitzers in diesen Vorschlag mit ein. Für passende Kulturen gibt es dann auch noch eine Förderung, die mit 2,50 €/Pflanze (Grundfördersatz+Zuschläge) einen wesentlichen Teil der Kosten abdeckt. Allein im Landkreis Regensburg wurden im Jahr 2024 dazu rund 240 Tsd. junge Bäume mit staatlicher Förderung ausgebracht. 72% davon waren Laubbäume.
Der Klimawandel ist im Landkreis Regensburg angekommen
Wir Bürger merken es, wenn die Langlaufschi im Winter im Keller bleiben oder im Sommer die Hitze kein Ende findet. Seit dem Beginn der 1990iger Jahre ist die Jahresdurchschnittstemperatur um rund 1,5 °C angestiegen und steigt aktuell mit 0,5 °C in 10 Jahren weiter. Das Klima in Regensburg ähnelt langsam dem früheren Klima in Würzburg und tendiert mittelfristig in Richtung Norditalien. Die Veränderungen in °C erscheinen gering, doch verbergen sich dahinter auch die Extremereignisse wie die Trockensommer 2018, 2019 und 2022. Zudem nehmen Starkniederschläge und Stürme zu. Das Sommergewitter war dafür ein Beispiel.
Vom Plan zur Kultur
Viele engagierte Waldbesitzer pflanzen selbst und errichten den oft notwendigen Zaun auch in Eigenregie. Vor allem bei größeren Pflanzungen oder wenn es die Waldbesitzer nicht selbst schaffen, können auch Fachfirmen die komplette Pflanzung einschließlich des – oft notwendigen – Verbissschutzes übernehmen. Dabei werden „Kleinaufträge“ über die Waldbesitzervereinigungen gebündelt.
Waldumbau in Fichtenbeständen
Die Fichte dagegen hat ihre Hauptverbreitung in kühleren Gebieten. Dass sie nun unsere häufigste Baumart in Bayern ist, ist eine Folge der Wiederaufforstungen mit der robusten Fichte nach Übernutzungen in der Vergangenheit. Daher finden wir regelmäßig immer noch großflächige Fichtenbestände. Gerade hier haben mancherorts die Trockenjahre sowie Sturm und Borkenkäfer zu Schäden geführt. Hier gilt es klimastabile Baumarten hineinzubringen. Da die „Samenbäume“ fehlen geht das nur über Pflanzung.
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Gewittersturm bei Regenstauf
In nur fünf Minuten hinterließ am Samstag, den 27. Juli ein Unwetter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel eine Schneise der Verwüstung auf dem Gebiet der Marktgemeinde Regenstauf. Dies hat auch den dortigen Wald schwer getroffen. Besonders die Wälder im Ellenbachtal, im Steinbachtal und entlang der Straße von Regenstauf nach Schneitweg sind betroffen.