15. Oberpfälzer Direktvermarktertag informiert über Trends
"Das Motto sollte sein: Ich kaufe bei meinem Bauern"
Regionale Produkte boomen – und der Boom hält an. Noch aber profitieren davon am meisten Discounter und Supermärkte.
Wie landwirtschaftliche Betriebe ihre frischen und qualitätsvollen Produkte direkt an den Verbraucher bringen, erfuhren Landwirtinnen und Landwirte beim Oberpfälzer Direktvermarktertag unter dem Motto "Trendsetter Bauernhof – jung, frisch, modern, nachhaltig" der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) in der Oberpfalz.
Das Schöne mit dem Nützlichen verbinden
Der studierte Architekt Rainer Mense ist Fachberater für landwirtschaftliches Bauen am AELF Bayreuth-Münchberg. In seinem Vortrag "Bäuerliche Architektur – das Erscheinungsbild des Bauernhofs als Teil des Marketingkonzeptes" schärfte er den Blick und das Bewusstsein der Teilnehmer, welchen Unterschied eine gute landwirtschaftliche Baukultur im Vergleich zum gewöhnlichen Zweckbau macht.
"Wer Produkte Ab-Hof verkauft, unterstreicht deren Regionalität durch regionales und traditionelles Bauen."
Rainer Mense, AELF Bayreuth-Münchberg
Gutes Bauen zeichnet sich dadurch aus, dass man regionale Bautraditionen beachtet, nachhaltige, natürliche und im besten Fall regionale Baustoffe verwendet und die Lage des Baukörpers in der Landschaft berücksichtigt. Leitbild dabei: Das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden.
Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit sind Monomaterialien
Betritt der Kunde den Hofladen, fällt ihm dann sofort die Verpackung der Produkte auf. Sind sie wertig verpackt? Wird viel Plastik verwendet? Ist die Verpackung umweltfreundlich? Das sind Fragen, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dr. Sophia Goßner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bot in ihrem Vortrag nachhaltige Lösungsansätze in Sachen Verpackung. "Der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit sind Monomaterialien", erklärt Goßner. Die Gesamtökobilanz von Biokunststoffen hingegen sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht besser als die von konventionellen Produkten.
Monomaterialien
Darunter versteht man Verpackungen aus einem Material, das auf Verbundstoffe verzichtet. Gegebenenfalls können Direktvermarkter auch einfach trennbare Materialien einsetzen, wie zum Beispiel einen Kunststoffbecher mit Papierbanderole und dem Hinweis, dass diese nach Gebrauch getrennt werden sollen.
Was wirklich zählt: Am Verkaufsort auffallen und guter Geschmack
Aber wie soll man in die Direktvermarktung einsteigen? Dazu hatte Andreas Burkhardt, Geschäftsführer des Food-Startups "Naturglück", eines regionalen Bio-Haferdrinks aus dem Landkreis Augsburg, drei Dos (was man tun sollte) und zwei Don’ts (was man nicht tun sollte) mitgebracht.
Drei Dos - was man tun sollte
1. Produktion an Lohnhersteller auslagern
2. Guter persönlicher Kontakt zu den Kaufleuten
Sobald man Produkte in den Lebensmitteleinzelhandel bringen möchte, ist das Prinzip „Durchs Reden kemman d’Leit zam“ äußerst hilfreich. So kann der Direktvermarkter Stück für Stück ein breites Netzwerk aufbauen und stets die Kontakte pflegen.
3. Professionelles Design
Das bedeutet: Nicht selbst in Word oder Power Point ein Logo entwerfen, sondern Fachleute ranlassen. Im Internet gibt es mittlerweile schon Dienstleister, die das für kleines Geld anbieten.
Zwei Don'ts - was man nicht tun sollte
1. Online-Marketing und Social Media nicht überbewerten
"Man lässt sich da leicht blenden. Was wirklich zählt ist, am Verkaufsort aufzufallen und natürlich ein sehr guter Geschmack."
2. Nicht alles gleichzeitig machen
"Am besten ist es, immer einen Fuß vor den anderen zu setzen."
Direktvermarktung ist ein Megatrend
"Rund zehn Prozent der 100 000 landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern verkaufen bereits ihre Produkte direkt am Hof", erklärte Referentin Sabine Biberger vom AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen. Begünstigt wurde der Trend zur Direktvermarktung durch Corona. Die Pandemie sorgte für ein deutliches Umsatzplus. Rund sechs Prozent mehr neue Kunden konnten in der Ab-Hof-Vermarktung gewonnen werden. Viele Betriebe entschlossen sich, neu in die Direktvermarktung einzusteigen.
Für Kunden werde immer wichtiger, dass die Produkte regional und nachhaltig erzeugt sind. "Die Globalisierung ruft in uns das Bedürfnis nach Verortung hervor." Eine Entwicklung, der durch die ständigen Krisen in den Nachrichten sogar noch verstärkt wird.
Auf Emotionen setzen
Es ist zunehmend wichtiger, den Kunden auch emotional anzusprechen. "Und da haben unsere bäuerlichen Direktvermarkter gute Karten", findet Biberger. Schließlich stellten sie frische, handwerkliche und qualitativ hochwertige Lebensmittel her. Dank kurzer Transportwege auch mit einer hervorragenden CO2-Bilanz – und Erlebnischarakter. Holt man zum Beispiel seine Eier vom Bauern, kann man den Hühnern auch noch gleich einen Happen zum Füttern mitbringen. Biberger fasst zusammen: "Das Motto sollte sein: Ich kaufe bei meinem Bauern."