Braugerstenrundfahrt 2024 in der Oberpfalz
Wie steht es um die Zukunft der heimischen Braugerste?
Was wäre unser süffiges bayerisches Bier ohne die heimische Braugerste? Es würde sicher nur halb so gut schmecken. Doch der Klimawandel und trockene Sommer wie im vergangenen Jahr stellen Braugerstenanbauer und damit auch die Brauereien vor große Herausforderungen.
Bei der Braugerstenrundfahrt im Juli kamen Landwirte, Vertreter der bayerischen Brauereien und Saatgut-Firmen zusammen, um sich über die Zukunft der Braugerste und etwaige Antworten auf den Klimawandel auszutauschen. Die meisten Stationen, die überwiegend im Landkreis Neumarkt i. d. Opf. lagen, hat Theresia Addokwei, Leiterin des Sachgebiets Landnutzung (2.3 P) am AELF Regensburg-Schwandorf ausgesucht. Mit ihr haben wir uns über die Braugerstenrundfahrt unterhalten. Die Fragen stellte Armin Hofbauer.
Im Juli fand rund um Neumarkt die Braugerstenrundfahrt statt. Was genau muss man sich darunter vorstellen?
Die Bayerische Braugerstenrundfahrt wird vom Verein zur Förderung des bayerischen Qualitätsgerstenanbaues e.V zusammen mit dem Sachgebiet Landnutzung des AELF organisiert, um der verarbeitenden Industrie, vorwiegend den Brauern und Mälzern, aber auch den Züchtern und Anbauern die Gelegenheit zu geben, sich einen Überblick über die anstehende Ernte zu verschaffen. Die Rundfahrt findet abwechselnd in verschiedenen Regierungsbezirken statt. 2024 war die Oberpfalz an der Reihe.
„Ich wollte die Vielfalt zeigen, wie sie sich auch in der Praxis widerspiegelt, Winterbraugerste, Herbstgerste, klassische Sommergerste und zum Schluss durfte auch eine Sommergerste im ökologischen Anbau nicht fehlen.“
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Braugerstenrundfahrt Oberpfalz
Nach welchen Kriterien haben Sie die Stationen der Rundfahrt ausgewählt?
Die Startposition, in diesem Fall die BIRegO, eine Getreideerfassungsanlage in Harenzhofen bei Velburg, wurde von Walter König, dem Geschäftsführer der Braugerstengemeinschaft ausgewählt. In dem vorgegebenen Zeitraum, Abfahrt 9 Uhr und Rückkehr um 13 Uhr in Harenzhofen, war es nun meine Herausforderung einen interessanten Mix aus verschiedenen Braugerstenschlägen, die mit dem Bus angefahren werden können, zusammenzustellen, die die Besucher einerseits nicht überfordern oder hetzen sollen, aber andererseits auch keine Langeweile aufkommen lassen. Ich wollte die Vielfalt zeigen, wie sie sich auch in der Praxis widerspiegelt, Winterbraugerste, Herbstgerste , klassische Sommergerste und zum Schluss durfte auch eine Sommergerste im ökologischen Anbau nicht fehlen. Auch der Landessortenversuch am Hartenhof durfte natürlich nicht fehlen.
Welche Rolle spielt die Braugerste in der Oberpfalz?
Die Braugerste spielt in der Oberpfalz nach wie vor eine große Rolle, vor allem in den Landkreisen Neumarkt, Amberg Sulzbach, aber auch Tirschenreuth und Neustadt an der Waldnaab. Insgesamt sind es rund 10000 ha in der Oberpfalz, mit eindeutigem Schwerpunkt im Landkreis Neumarkt. Die IREKS in Sulzbach-Rosenberg und Lammsbräu in Neumarkt sind wichtige Verarbeiter für Braugerste in der Region.
Zahlen zum BraugerstenanbauLandkreis | Anbaufläche 2024 in ha | Anbaufläche 2023 in ha | Anteil an Braugerstengesamtfläche (Opf.) |
Neumarkt/Opf. | 3.077 | 3.649 | 30 % |
Regensburg | 1.307 | 1.652 | 13 % |
Schwandorf | 699 | 1.031 | 7 % |
Oberpfalz (InVeKos) | 10.173 | 13.899 | 100 % |
Wie steht es aktuell um die Braugerste?
Die Bedeutung nimmt ab. Das kann man nicht beschönigen.
Die letzten 2 Jahre waren wegen der ausgeprägten Frühsommer,- und Sommertrockenheit keine guten Braugerstenjahre, so dass die Anbaufläche stark zurückgegangen ist. Wie haben die Anbauer und die Brauereien auf das schlechte Braugerstenjahr 2023 reagiert?
Die Landwirte probieren viel aus mit Sommergerste im Herbstanbau aber auch mit Winterbraugerste, letztere vor allem im Vertragsanbau. Die Bereitschaft, Verträge mit Winterbraugerste zu machen, ist deutlich gestiegen.
Ziel ist es, sich mit Winterbraugerste, Herbstbraugerste und Sommerbraugerste möglichst breit aufzustellen. Ihr habt in eurem Versuch erstmals eine Herbstbraugerste angesät. Wie hat sie sich im Verlauf des Anbaujahres entwickelt und wie hat sie bei der Ernte abgeschnitten? Taugt sie als Alternative?
Ja in der Tat, wir haben uns mit dem Standort Hartenhof, wo auch der Landessortenversuch und die Wertprüfung für Sommergerste steht, das erste Jahr mit einem produktionstechnischen Versuch beteiligt, insgesamt fünf Standorte in Bayern mit 6 Sorten. Die Aussaat am 19. Oktober 2023 hat gut geklappt und bis Neujahr 2024 war alles wunderbar, auch den Wintereinbruch mit viel Schnee Anfang Dezember 2023 hat die Gerste gut weggesteckt, aber Minus 18 Grad um den 18. Januar ohne eine schützende Schneedecke hat zu massiver Auswinterung geführt. Gleiches geschah auch am Standort Wolfsdorf in Oberfranken, dort wurde der Versuch umgebrochen. Wir haben den Versuch laufen lassen, weil es mich einfach interessiert hat, was noch möglich ist.
„Minus 18 Grad um den 18. Januar ohne eine schützende Schneedecke hat zu massiver Auswinterung bei der Sommergerste im Herbstanbau geführt. Der Bestand hat sich im Lauf des Jahres aber viel besser regeneriert, als wir je gedacht hätten.“
Es wurde kein Pflanzenschutz mehr gemacht, das war vielleicht ein Fehler, denn trotz massiver Auswinterung hat sich der Bestand besser regeneriert als wir je gedacht hätten, daher möchte ich den Ertrag nicht nennen, weil er nicht repräsentativ ist. Die Sorten reagierten deutlich anfälliger als wir das vom Frühjahrsanbau kennen. Herbstgerste muss also in Sachen Pflanzenschutz mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Nur das Risiko ist groß, das muss der Anbauer wissen, aber wenn es klappt, dann sind durchaus beachtliche Erträge möglich. Am Standort Frankendorf wurden im Durchschnitt 74 dt und in Arnstein in Unterfranken 73 dt/ha geerntet. Ich möchte den Versuch weiterführen.
Saatenanerkennung: Die beliebtesten Sorten in der OberpfalzSommergerste | Oberpfalz | | | Bayern | |
| ha 2024 | Anteil % | ha 2023 | ha 2024 | ha 2023 |
Amidala | 66,1 | 42,8 | 53 | 576,4 | 537 |
LG Caruso | 28,5 | 18,5 | 6 | 116,75 | 50 |
Solist | 13,5 | 8,8 | 13 | 16 | 13 |
Ein kleines Schmankerl auf dem Landessortenversuch in Hartenhof war die hundertjährige Braugerstensorte Isaria, die ihr dort in einer Parzelle angebaut habt. Was hat es damit auf sich?
Isaria war die erste zugelassene Braugerstensorte in Deutschland, und zwar 1924, da wir mit der Braugerstenrundfahrt 2024 an der Reihe waren, haben wir uns um Saatgut bei Ackermann bemüht und den Rand damit eingesät, einfach so, weil wir Spaß daran hatten, mit der 100-jährigen den Besuchern etwas Interessantes zu bieten. Erst in Vorbereitung auf die Rundfahrt habe ich davon erfahren, dass Weyermann Malz in Bamberg ca. 300 ha Isaria im Vertragsanbau hat und erfolgreich Isaria-Malz verarbeitet und verkauft. Das war natürlich dann auch für mich super interessant.
Wie unterscheidet sich die Isaria von den heutigen Sorten?
Sie ist deutlich länger als die aktuellen Sorten, eine Zweinutzungssorte mit viel Stroh, geringerer Standfestigkeit und geringerem Ertrag. Rein optisch schon eine ganz andere Welt, eben hundert Jahre alt. Ein interessanter Hingucker!