Lehren aus dem 66. Jahrgang des Hefts "Integrierter Pflanzenbau. Versuchsergebnisse und Beratungshinweise"
Klimawandel, Bewässerung und Fusarium

Addokwei und Zirngibl präsentieren SortenführerZoombild vorhanden

Addokwei und Zirngibl (ER) präsentieren Sortenführer

An Mariä Lichtmeß beginnt traditionell das neue Bauernjahr. Solange die Feldarbeit noch nicht in vollem Gang ist, haben die Landwirte noch Gelegenheit, mithilfe des Heftes „Integrierter Pflanzenbau. Versuchsergebnisse und Beratungshinweise“ auf das vergangene Jahr zurückzublicken und Lehren für das kommende Jahr zu ziehen.

Schon Anfang Januar haben es das Sachgebiet Landnutzung und der Erzeugerring Oberpfalz an alle Mitglieder des Erzeugerrings in der Oberpfalz versendet. Sachgebietsleiterin Theresia Addokwei teilt mit uns ihr Fazit zum Anbaujahr 2023/2024 und welche Teile in dieser Ausgabe neu hinzugekommen sind.

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So entstehen die Versuchsergebnisse: Das Video des AELF Bayreuth-Münchberg zeigt die Arbeit der Versuchszentren.

Das Sortenheft ist immer die Arbeit eines ganzen Jahres, die das Sachgebiet Landnutzung zusammen mit dem Erzeugerring in Form gießt und aufs Papier bringt. Welches Fazit ziehen Sie für das vergangene Jahr?

Es ist sehr viel durch die Medien gegangen, das 2024 seit Beginn der Wetteraufzeichnungen das wärmste Jahr ist. Ich kam 2012 an diese Stelle: Da waren zweistellige Jahrestemperaturen nur südlich der Donau zu finden. Im letzten Jahr sind wir nach Norden bis Almesbach gesprungen, wo wir eine zweistellige Jahrestemperatur haben. Es ist nicht nur weltweit der Fall, sondern auch deutlich hier in der Oberpfalz. Wir haben praktisch fast überall einen Anstieg von 1,5 °C innerhalb von 25 Jahren. Das ist richtig gravierend. Und wenn wir die Niederschläge anschauen: In Hartenhof (Lkr. Neumarkt i. d. Oberpfalz) haben wir heuer 1141 mm Niederschlag gemessen. Das ist schon fast wie im bayerischen Grünlandgürtel. Um unter diesen Bedingungen unser hohes Ertragsniveau zu halten, benötigen wir widerstandsfähige Sorten, die diese heftigen Entwicklungen – Trockenheit und Hitze im einen, Regen ohne Ende im anderen Jahr – meistern können.

Es geht also zunehmend um Widerstandsfähigkeit der Pflanzen?

Ja, genau. Das ist ja das Interessante: Da hat man jetzt beim Weizen 30 Sorten und dann siehst du: Eine, die ist besser. Das ist ja unglaublich, wie hat die das ausgehalten. Und wenn man dann eben sagt: Die war in einem trockenen Jahr gut und jetzt ist sie in einem nassen Jahr auch noch gut, dann ist das natürlich bingo. Wir sprechen dann von einer „umweltstabilen“ Sorte. Das ist momentan ein wichtiger Punkt in der Züchtung. Hat sich eine Sorte bei unseren, aber auch den Versuchen im Rest von Bayern drei Jahre lang bewährt, sprechen wir – je nach Standort – dafür eine Empfehlung aus. Sie ist dann im Heft grau hinterlegt. Wenn der Landwirt eine für seinen Standort empfohlene Sorte anbaut, die sich hier mehrjährig als gut erwiesen hat, kann es natürlich auch passieren, dass sie nichts wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist ja total gering. Warum soll die bei ihm nicht gut sein?

Welche Neuerungen gibt es im aktuellen Heft?

TeichZoombild vorhanden

Aus einem Teich wie diesem wurde das Chipssortiment bewässert.

1. Bewässerungsversuch mit Chipskartoffeln
Heuer haben wir erstmals die Ergebnisse aus einem Bewässerungsversuch mit Chipskartoffeln. Wir hatten jetzt viele trockene Jahre und bei uns in der Oberpfalz hat die Kartoffel eine sehr große Bedeutung. Vor allem im Landkreis Schwandorf ist unser Hotspot, wenn es trocken wird. Da sind wir 2024 den Weg gegangen, dass wir unser Chipssortiment sozusagen spiegeln, einmal nicht bewässert und einmal bewässert. Und obwohl es letztes Jahr gefühlt irgendwie immer geregnet hat und wirklich kein trockenes Jahr war, hat die Bewässerung einen deutlichen Unterschied bei der Qualität der Kartoffeln ausgemacht. Wir sind auf dem Betrieb Obermeier in Stulln. Der hat zwar eine einfache Bewässerungsanlage, aber der kann aus seinem Fischteich heraus bewässern. Er hat nur ein einziges Mal bewässert. Und alleine durch dieses eine Mal ist der Anteil der Marktware, also die Qualität der Kartoffeln des Chipssortiments, deutlich gestiegen. Mindestens fünf bis 10 Prozent. Bei den Chips ist die Qualität entscheidend, weil die Landwirte danach bezahlt werden.
2. Körnermais: 2024 war ein DON-Jahr (Fusarium)

Deoxynivalenol (DON)
Deoxynivalenol ist ein Stoffwechselprodukt des Pilzes Fusarium. Das Mykotoxin aus der Familie der Typ B Trichothecene kann bei Mensch und Tier bereits bei Aufnahme geringer Mengen zu chronischen Erkrankungen führen, z.B. das Immunsystem schwächen. Außerdem kann DON erbgutverändernd und krebserregend wirken. Daher wurden in der EU Höchstmengen für Lebens- und Futtermittel festgelegt. Seit dem 1. Juli 2024 gelten hier neue Werte. Beim Mais wurde die zulässige Menge von 1,75 auf 1,5 mg/kg gesenkt.

Obwohl die vergangenen Jahr ziemlich trocken waren und Fusarium kaum eine Rolle gespielt hat, haben wir beim Körnermais immer die DON-Gehalte ausgewiesen. Das Jahr 2024 hat uns recht gegeben. Auf den Tabellen im Heft (S. 176/177) ist bei allen Sorten der deutliche Anstieg des Gehalts im Vergleich zu 2023 nachzuvollziehen. Es mag schon sein, dass in manchen Jahren auch weniger resistente Sorten nicht auffallen, aber es kommt doch immer wieder ein DON-Jahr. Wenn die Werte dann nicht passen, kann der Landwirt den Körnermais nicht verkaufen oder an seine Tiere verfüttern, sondern muss ihn in die Biogasanlage geben. Damit verliert er viel Geld.
3. Anthraknosetolerante Sorten bei Weißer Lupine haben sich bewährt und werden erstmals empfohlen
Weiße Lupinen waren lange Zeit ziemlich uninteressant für Landwirte, weil sie leicht von einer Krankheit befallen wurden, die Anthraknose heißt und sie unrentabel machten. Im Rahmen des Triesdorfer Zuchtprogramms haben sich die zwei Sorten Frieda und Celina als anthraknosetolerant herausgestellt. Die letzten Jahre haben wir schon darauf hingewiesen, dass es diese beiden Sorten gibt. Heuer ist neu, dass im Ökolandbau-Teil Empfehlungen für Weiße Lupinen ausgesprochen werden konnten, weil man inzwischen genügend Daten hat (S. 211). Wenn diese Sorten im ökologischen Landbau interessant sind, trifft das auch für den konventionellen Anbau zu.